Am 7. Juli 2022 konnte der schon seit Jahren geplante Ausflug zur Synagoge in Graz und zum Stift Rein stattfinden. Unser im Vorjahr leider verstorbene Obmann Reinhard Kraker, MSc, wollte mit dem Verein bereits im Jahr 2020 das Jüdische Viertel in Wien unter der fachkundigen Führung von Wolfgang Sotill besuchen. Dieses Vorhaben wurde von Corona durchkreuzt.
Auch im Jahre 2021 war es nicht möglich. Im März verstarb Wolfgang Sotill. Im September 2021 verstarb Reinhard Kraker. Im Krankenhaus kam er mit dem Pater Janisch vom Stift Rein zu sprechen, und sie vereinbarten einen Besuch dort, wenn beide wieder zu Hause wären. Leider kam Reinhard nicht mehr nach Hause.
Seinen Wunsch erfüllte jedoch seine Witwe, Frau Brigitte Kraker. Sie übernahm im Herbst 2021 den Vorsitz im Vorstand der Vinzenzgemeinschaft und organisierte in Union mit dem Katholischen Bildungswerk den Ausflug am 7. Juli 2022.
Der Einladung folgten 29 Damen und Herren aus dem Pfarrgebiet St. Lorenzen und St. Marein im Mürztal. Sie alle sind Mitwirkende im Vereinsleben der Vinzenzgemeinschaft und der Pfarrgemeinde, unterstützende Mitglieder, ehrenamtliche Helfer und Helferinnen.
Das erste Ziel am Vormittag war die Jüdische Synagoge in Graz. Pünktlich zur vereinbarten Zeit begrüßte uns
Frau Mag. Ruth K. Lauppert-Scholz und führte uns durch die Ausstellung „Judentum in Graz – Erbe Gegenwart Zukunft“ mit Schauvitrinen, die Ritualgegenstände für Synagoge, Friedhof, Gebet und Heim zeigten. Der Besuch der Synagoge war beeindruckend. Sie wurde im Wesentlichen nach dem Grundriss der alten errichtet, jedoch viel kleiner, da die jüdische Gemeinde in Graz nur mehr gut 100 Mitglieder umfasst. Die Glaskuppel ist auf 12 Stützen aufgebaut, diese stehen für die 12 Stämme Israels. Oben führen die Stützen zueinander und bilden den Davidstern. In der Mitte des modernen Raumes steht ein gläsernes Almemor (Bima), der Platz, an dem aus der Tora gelesen wird.
Für das Mittagessen waren in der Stiftstaverne Stift Rein Plätze reserviert. Das Essen erfüllte unsere Erwartungen an eine gute Gasthausküche voll und ganz.
Am Nachmittag besuchten wir das älteste Zisterzinserkloster der Welt, Stift Rein. Es führte uns Pater Janisch durch die Stiftskirche, die Marienkapelle, die Bibliothek und die weitläufigen Räume des Stifts. Er begeisterte uns alle mit seiner Kenntnis der Geschichte des Stifts und der Künstler, deren Bilder an der Decke und den Wänden hier zu sehen sind. Seine Erzählungen über die Hintergründe der Ausgrabungen unter der Marienkapelle waren für uns sehr interessant. So wurden im Jahr 2006 die Reste des romanischen und gotischen Kapitelsaales und die Grabstätte des Stiftsgründers Markgraf Leopold I., der auch Der Starke genannt wurde, entdeckt. Er ist am 26.Oktober 1129 gestorben. Sein offenes Grab mit dem Skelett sieht man durch eine dicke Glassichtscheibe im Boden. Die materielle Basis für die Gründung des Klosters waren gestiftete Güter des Markgrafen.
Das Gebäude des Stifts beherbergt auch ein neusprachliches Gymnasium mit 33 Klassen sowie die zweitgrößte Klosterbibliothek der Steiermark.
So dauerte die Führung beinahe drei Stunden. Nach diesen ausgesprochen intensiven Erkundungsgängen durch die ehrwürdigen Räume, entstanden in den vergangenen 900 Jahren, waren wir bereit, die Heimfahrt mit dem Autobus der Firma Fasching anzutreten.
Wir bedanken uns beim Zentralrat für die großzügige finanzielle Unterstützung. So konnte damit und dem Kostenbeitrag der Teilnehmer und Teilnehmerinnen ein beinahe ausgeglichenes Ausflugsbudget erzielt werden. Herzlichen Dank!
Text: Brigitte Kraker
Fotos: ?